Projektgebiet

 

Geographische Lage des Projektgebietes

Das Projekt bietet erstmalig die Möglichkeit, das Wissen über die Pilze des traditionsreichen Böhmischen Waldes länderübergreifend zusammenzufassen und zu erweitern. Die Region umfasst auf deutscher Seite den Bayerischen und Oberpfälzer Wald und auf tschechischer Seite einen weiten Bereich des Böhmischen Walds bis zum Gratzener Bergland. Komplettiert wird das Projektgebiet durch die auf österreichischer Seite angrenzenden Teile des Mühl- und Waldviertels. Das Gebiet umfasst damit die beiden Nationalparke Bayerischer Wald und Šumava mehrere Naturparks sowie Landschaftsschutzgebiete. Ein Geologisches Profil der Region von Pfaffl (2000) findet sich hier.

Das Projektgebiet (schwarze Grenze) mit den Nationalparks Bayerischer Wald und Böhmerwald

Das Projektgebiet (schwarz umrandet) mit den Nationalparks Bayerischer Wald und Šumava (grüne Fläche).
(Bild: Karasch, Kunze)

 

Funga des Böhmerwaldes – Geologie und Ökologie

Wir laden Sie herzlich ein, das Projektgebiet der Funga des Böhmerwaldes zu erkunden. Allerdings geht es hier einmal „tiefer“, denn wir wollen uns das Gebiet einmal von unten her ansehen. Geologie und Ökologie sind quasi „aus einem Guss“ und folgen nicht der politischen Dreiteilung. Und folglich gilt: Wenn Sie im Böhmerwald stehen (gleich ob auf tschechischer, österreichischer oder deutscher Seite), dann stehen Sie mitten im Moldanubikum. So nennen Geologen eine Zone innerhalb des europäischen Grundgebirges und benannten diese nach der Moldau und der Donau (lat. danuvius), die innerhalb Mitteleuropas in dieser Zone fließen. Das Grundgebirge in dieser Zone ist zu großen Teilen durch verschiedenste Sedimente überdeckt, so z. B. im Alpenvorland und im Bogen der Schwäbischen und Fränkischen Alb; doch in den Vogesen, dem Schwarzwald und eben dem Böhmerwald tritt das Grundgebirge zutage, weil diese in Form von Schollen herausgehoben und die darauf lagernden Sedimente von der Erosion weitestgehend abgetragen wurden.

Innerhalb des Moldanubikums stellt der Böhmerwald den südwestlichen Rand eines sehr großen Komplexes – der Böhmischen Masse – dar, die sich auf tschechischem Gebiet bis Prag und Brünn erstreckt. Peter Rothe (Die Geologie Deutschlands; primus Verlag) sagt über den Böhmerwald, „[es] dürfte in ganz Deutschland geologisch kaum komplizierter zusammengesetzte Regionen geben“. Die Kompliziertheit liegt dabei zum einen im Ausgangsmaterial, das von sandigen Tonen über Kalkgesteine und Granite bis hin zu vulkanischen Gesteinen reicht, zum anderen im hohen Alter begründet. Die tektonische Auffaltung des Grundgebirges fand überwiegend in den geologischen Perioden des Devons und des Karbons statt, d. h. vor ca. 400-300 Millionen Jahren, während das Ausgangsmaterial z. T. noch aus proterozoischer Zeit stammte, also über 550 Millionen Jahre alt ist. Zum Vergleich: die Gebirgsbildung der Alpen begann in der späten Kreide, vor etwa 70 Millionen Jahren..  

 

Wenn nun trotz des hohen Alters und der langen Abtragungszeit manche Teil des Böhmerwaldes höher herausragen als andere, so liegt dies ganz überwiegend an unterschiedlich starker, nachträglicher Heraushebung. Gut nachzuvollziehen ist dies, wenn man sich dem Gebirge von Süden bzw. Südwesten nähert. Steht man etwas südlich der Donau, so ist gut ein staffelartiger Aufbau erkennbar, mit mehreren hintereinander liegenden Reihen von Bergketten, die untereinander ähnlich hoch sind („Gipfelflur“), beginnend mit den ersten niedrigen Hügeln von etwa 400 m Höhe und hinauf bis zur Bergkette von Arber, Rachel, Lusen und Plöckenstein mit Höhen zwischen 1370 und 1460 m. Diese Bergketten folgen in ihrem Verlauf der Längserstreckung des Böhmerwaldes in nordwest-südöstlicher Richtung. Eine Vergletscherung ist lediglich für die höchsten Gipfelregionen nachzuweisen, belegt etwa durch Karbildungen mit kleinen Moränen (z. B. am Arber). Dem Verlauf der Bergketten folgen die großen Längstäler, häufig nachgezeichnet durch die Flüsse: die Oberläufe der Moldau, der Otava und der Großen Mühl ziehen von NW nach SO, während der Regen etwa die Hälfte seines Weges in umgekehrter Richtung fließt. Dass diese Täler teils auch tektonischen Brüchen entsprechen, zeigt insbesondere das Regental. Einerseits, weil es dem Verlauf des Pfahls folgt, einer vermutlich im Tertiär entstandenen Bruchfüllung aus Quarz, zu verfolgen von Amberg bis Linz und am besten erschlossen im Regental als weiße „Teufelsmauer“; zum anderen, weil am westlichen Ende des Regentales das Grundgebirge als Halbgraben vertieft ist und sich deshalb zwischen Schwandorf und Roding ein Gebiet findet, in dem doch noch Sedimente erhalten sind: es handelt sich um Kalke und Sandsteine des obersten Jura sowie der Kreide.

Karte_klein

Legende Höhenrelief deutsch

Neben diesem begrenzten Vorkommen von Malmkalk und Sandsteinen, dem sich noch einzelne weitere kleine Schollen beiordnen lassen (z. B. die Malmkalke des Helmbergs bei Straubing oder die Winzerer Kalkschollen nahe Deggendorf; sie wurden bei der Hebung des Grundgebirges mit hochgeschleppt) ist ansonsten die Gesteinsausstattung silikatisch geprägt. Am weitesten verbreitet treten Gneise, Glimmerschiefer und Granite auf. Lokaler begrenzt finden sich jedoch auch zahlreiche weitere Gesteine, so etwa Kalksilikate, marmorführende Schiefer, Diorite, Amphibolite und Gabbros. Am Nordrand des Gebietes treten weiterin Grünsteine auf. Alles in allem also vorwiegend basenarme bis mäßig -reiche und größtenteils kalkfreie oder -arme Gesteine. Eine wichtige Ausnahme dazu bilden die größeren von Südwesten/Süden her in den Böhmerwald ziehenden Täler, weil hier verbreitet Löss aufgeweht wurde, z. B. im Waldviertel zwischen Mauthausen und Freistadt oder nördlich Straubing im Kinsachtal. Entsprechend zeigt sich auch die bodenkundliche Ausstattung des Böhmerwaldes. Abseits der höchsten Gebirgskämme sind (Para-)Braunerden am weitesten verbreitet, an besonders dünnmächtigen Stellen gesellen sich Ranker und Rohböden hinzu. Die hohen Kämme selbst tragen überwiegend Gebirgspodsole, und Podsole treten neben Grundwasser-beeinflussten Böden (Gleye u. a.) auch in den Niederungen auf. An regenreichen Flanken sowie in den Gletscherkaren konnten sich Regenmoore entwickeln, und in den Fluss- und größeren Bachauen schließlich sind vielfach Grundwassermoore entstanden, die allerdings heutzutage, ebenso wie die Regenmoore, nicht selten durch Entwässerung sowie land- bzw. forstwirtschaftliche Nutzung beeinträchtigt sind.

 

Geologie

 

Geologie Legende Deutsch

 

Neben Sonderstandorten etwa in diesen Auen auf Moorböden oder an Südhängen mit Halbtrockenrasen auf Rankern wird die potentielle natürliche Vegetation durch die eher geringe Basenführung des Bodens sowie das vergleichsweise kühle, niederschlagsreiche Klima gekennzeichnet. Ganz grob gesprochen, wäre der Böhmerwald nahezu vollständig bewaldet. In den tieferen Lagen wären dies verschiedene Buchen- bzw. Buchen-Eichen- und  Buchen-Hainbuchen-Wälder, die mit zunehmender Höhe in Buchen-Tannen-Wälder übergehen und zuletzt, in den höchsten Lagen, in (Moor-)Fichtenwälder. Dieses Bild ist aber durch den Menschen natürlich weitgreifend verändert worden; der Wald wurde zur Gewinnung von Acker-, Wiesen-, Weide- und Siedlungsflächen zurückgedrängt, Fichtenforste wurden bis in tiefste Lagen angepflanzt, die Tanne zurückgedrängt usw. Und so reicht die Spanne heute von teils intensiv landwirtschaftlich genutzten Flächen über intensive und extensive Waldnutzung bis zu den geschützten Waldflächen in den beiden Nationalparken. Für die Mykologie ist neben dieser standörtlichen Vielfalt auch die Vielfalt an einheimischen, kultivierten und neophytischen Pflanzenarten relevant.

 

Hochmoor
Hochmoor              Bild: Lukas Haselberger

 

Bild aus der Lusenregion
Lusenregion Bild: Lukas Haselberger

 

Buchenwälder
Buchenwald  Bild: Lukas Haselberger

 

Fichtenwald
Fichtenwald Bild: Lukas Haselberger

 

Wiesen
Wiesen   Bild: Lukas Haselberger

 

Seen
Seen und Triftklausen   Bild: Lukas Haselberger

 

Hochlagenwälder
Bergfichtenwälder   Bild: Lukas Haselberger

 


Projektbeschreibung

Partner